] Der Knecht [

von Arne Pottharst/ frei nach Theodor Storm, 18.10.1998

Von drauß' wo Wald war komm ich her,
Ich muß euch sagen, da stehen keine Bäume mehr!
Doch dafür sah ich große Klötze, grau und grau,
Einer glich dem andern Bau;
Und all überall auf den Antennenspitzen
Sah ich rote Lichtlein blitzen.
Und drüben aus dem Hochhaustor
Sah mit müden Augen ein Penner hervor.
Und wie ich so schlich durchs Großstadtgewirr
Rief er mit dunkler Stimme zu mir:
"He du Knecht", rief er, "mach voran;
Bald fängt das Fest der Feste an!
Die elektrischen Kerzen sind nun aufgesteckt,
Und so manches Geschenk schon ausgeheckt.
Die ganzen Leute, ob groß, ob klein,
Sind schon längst vom Einkauf heim!"
Ich sprach zu ihm: "Daß weiß ich doch;
Nur eines ist's, das dort fehlt noch:
Ich bin's, der munt're Knecht,
Ich mach es allen Kindern recht,
Denn mit Snickers, Mars und Cola
Geht's den Kids von heute wohler."
Der Penner sprach: "So ist es recht;
So geh dahin, du treuer Knecht!"

So sprach er, doch die Zeit drang sehr,
Und bald schon ward mein Säcklein leer,
Doch nächsten Jahr komm' ich wieder her
Und bringe der Geschenke mehr,
Und dann steh' ich bald wieder da,
Hier, wo einst bewaldet war.

] w o r t [


Stand: 27.08.2001Kontakt
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